Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall.
Was einer Person nicht gefällt, kann eine andere Person durchaus mögen. Die Geschmäcker sind verschieden.
Herkunft
Das Sprichwort stammt ursprünglich aus dem Niederdeutschen (auch: Plattdütsch).
Erläuterungen
»Uhl« ist das plattdeutsche Wort für »Eule«. Andere Schreibweisen sind »Uul« sowie »Ul«. Die Eule wird traditionell als Unglücksbringer angesehen. Im Volksglauben gilt sie als Symbol des Teufels (auch der Weisheit!). Die Nachtigall hingegen ist ein Sing- und Zugvogel. Sie steht für Frühling und Sommer. Mit der Nachtigall werden schöner Gesang, Glück und Liebe assoziiert.
Bekanntlich hat jeder einen anderen Geschmack und unterschiedliche Vorlieben. Ein- und dieselbe Situation werden deshalb oft ganz unterschiedlich bewertet: Was für den einen eine Zumutung oder gar Katastrophe bedeutet, kann für den anderen ein glückliches Ereignis sein.
Das Ereignis selbst ist dabei neutral. Es wird erst im Kopf des Betrachters zur Uhl oder Nachtigall. Ein Beispiel: Es regnet Bindfäden. Für den, der eine große Gartenparty vorbereitet und dafür eingekauft hat, ist der Regen ein Unglück. Er durchkreuzt seine Pläne. Der Gärtner ein paar Häuser weiter dagegen wartet dringend auf Regen. Seit Wochen hält er seine Pflanzen mit der Gießkanne notdürftig am Leben. Der Landregen ist für ihn ein Segen und er ist glücklich darüber. Dasselbe Wetter hat also unterschiedliche Bedeutung: Uhl für den einen, Nachtigall für den anderen!
Beispiele und Zitate
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Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall. Das Sprichwort über manische Vorlieben trifft auf die zwei Hauptakteure der mittleren deutschen Dirigentengeneration ganz besonders zu.
DIE ZEIT, 27.01.2005 -
Diese Schicksalsfragen der Mode sind nicht einfach zu beantworten: auch hier kann man sagen daß, was dem einen sein Uhl, dem anderen seine Nachtigall ist.
Die Zeit, 12.11.1953, Nr. 46 -
Was der Deutschen Nachtigall, ist vieler anderer Uhl.
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Paul sagte: »Ach, dem einen sein Uhl ist dem andern sein Nachtigall.«
Anna Seghers: Das siebte Kreuz, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2002 [1942], S. 247 -
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall, und welch schöne Sache ist doch der Krieg!
Kurt Tucholsky: Ein Pyrenäenbuch, 1927. -
Den Mann in Bramborg was ick nich tau olt, un wat den einen sin Uhl is, is den annern sin Nachtigall.
Fritz Reuter: Ut mine Festungstid, 1859.
Übersetzung in andere Sprachen
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One man’s meat is another man’s poison.Englisch
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One man’s trash is another man’s treasure.Englisch
Varianten
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Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall.
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Wat den eenen sin Uhl, is den annern sin Nachtigall.