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Über etwas stolpern

1. Etwas beiläufig finden, z. B. in einem Schaufenster etwas Interessantes entdecken, wonach man nicht wirklich gesucht hat.

2. Von etwas beiläufig Kenntnis erlangen.

3. Sich etwas zuschulden kommen lassen oder etwas zu verantworten haben, in dessen Folge man seine Ämter oder seine Stellung verliert, oft in der Politik.

4. Etwas nicht kennen oder nicht verstehen, beim Lesen beispielsweise über ein Fremdwort stolpern.

Erläuterungen

Im Wortsinn stolpert man über ein Hindernis, das im Weg liegt, zum Beispiel über einen Stein. Dieses Bild wird auf viele Bereiche übertragen, sodass eine Redensart daraus entstanden ist.

Beispiele und Zitate

  • Gestern bin ich in einem Kaufhaus über diesen Kochtopf gestolpert, von dem du so begeistert bist. (Beispiel zu 1.)

  • Ich bin doch noch auf ein Bier in Antons Kneipe gegangen. Dass ich dort ausgerechnet über unseren Chef stolpern würde, hatte ich allerdings nicht erwartet. (Beispiel zu 1.)

  • Irgendwo sind wir darüber gestolpert, dass die Versicherungstarife im nächsten Jahr angepasst werden sollen. (Beispiel zu 2.)

  • Unvorsichtigerweise ließ er die Summen von seinem Bankkonto abbuchen – und darüber stolperte man. (Beispiel zu 2.)

    Die Zeit, 18.08.1961, Nr. 34
  • Er stolperte viele Jahre später über eine ziemlich private Affäre, nachdem er das Blatt zu höchstem Glanz geführt hatte. (Beispiel zu 3.)

    Die Zeit, 02.10.1970, Nr. 40
  • Die Sozialdemokraten wurden immer mißtrauischer gegen Hermes, und wenn er jetzt nicht gewandt ausgewichen wäre, so wäre er in diesen Tagen über das Steuerkompromiß und die Zwangsanleihe gestolpert. (Beispiel zu 3.)

    Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 08.03.1922
  • Die Revolution wird über ihre Leichen nicht stolpern, aber bleibt Danton am Leben, so wird er sie am Gewand fassen und er hat etwas in seiner Gestalt, als ob er die Freiheit nothzüchtigen könnte. (Beispiel zu 3.)

    Georg Büchner, Danton’s Tod (1835), 3. Akt
  • Dann stolperte Klose über den Giftmüll-Skandal in Hamburg-Eidelstedt; aber bevor er stürzte, fingen ihn die Genossen noch einmal auf und opferten der Öffentlichkeit statt dessen Senator Dahrendorf. (Beispiel zu 3.)

    Die Zeit, 22.02.1980, Nr. 09
  • Je mehr mich aber nun mit den Jahren die Geheimnisse der Musik locken und ich aus dem was sie mir sagt, auch das, woraus sie spricht, erhorchen möchte, desto lebhafter ward mein Wunsch, wie mir seit meiner Jugend schon der Jargon der Maler geläufig ist, nun allmählich auch den der Musik beherrschen zu lernen, um in Gesprächen nicht wieder über geheimnisvolle Worte wie Funktion der Tonart oder Plagal oder Mensuralmusik und dergleichen zu stolpern. (Beispiel zu 4.)

    Hermann Bahr, Liebe der Lebenden, Bd. 3 (1925)
  • Angesichts dessen sollte man nicht über das Wort Propaganda stolpern. (Beispiel zu 4.)

    Die Zeit, 01.01.1953, Nr. 01
  • Wie nicht anders vorauszusetzen, stolperten Leser der ZEIT augenblicklich über die fehlerhafte Schreibweise.(Beispiel zu 4.)

    Die Zeit, 04.02.1966, Nr. 06

Themen und Schlagwörter

Letzte Aktualisierung dieser Seite am 4. Februar 2021.